Kostenlos, aber nicht umsonst: digitaler Journalismus

 In Die seriöse Ecke

Der selbsternannte Experte für alles (inkl. Social Media), Markus Herrmann, hat das Internet schon früh durchgespielt. Seine erste Anfrage an das World Wide Web: „T-Shirt kostenlos“. Was bei Klamotten schon damals mittelgut funktioniert haben dürfte, hat unseren Nachrichtenkonsum seit den frühen 1990er Jahren nachhaltig verändert. Nachrichten lesen – das ging und geht heute ganz selbstverständlich kostenlos. Mühsam versuchen die Anbieter nun, den Wert ihres Journalismus auch in die digitale Welt zu tragen. Geld für Journalismus auszugeben gestaltet sich dabei gar nicht mal so einfach. Die Übertragung des Frusts ins Internet hat da aber immerhin sehr gut funktioniert: Am Freitagabend mit einer Zeitschrift genervt an einer Supermarktkasse anzustehen wurde abgelöst durch – zumindest gefühlte – Abofallen und technische Probleme sind das ungewogene Gemüse der digitalen Nachrichten. Doch die großen Verlage verdienen mittlerweile mit ihren Plus-Angeboten Geld. Menschen, die für ihre Arbeit Geld bekommen? Ist das denn so gut?

Das Internet und die Demokratie

…um jetzt mal ein ganz kleines Fass aufzumachen. Denn ist das Internet nicht gerade wegen der schnellen und ungehinderten Verbreitung von Informationen und Meinungen eine große Errungenschaft für die Demokratie, die nicht durch Paywalls gefährdet werden sollte? Eine rhetorische Frage, die man mit einem klaren „hjoa“ souverän beantworten kann. Kostenlose Informationen wird es im Internet immer geben. Ob rein durch Werbung oder Spenden finanziert, als privates Hobby ohne Gewinnstreben zur Verfügung gestellt oder als Teil der externen Kommunikation von Unternehmen. Wenn nun guter Journalismus hinter Paywalls verschwindet, stehen für jene, die den Wert nicht erkennen, nicht zahlen wollen oder es schlicht nicht können nur diese kostenlosen Angebote zur Verfügung. Bevor hier wieder eine rhetorische Frage den Text aufheitert, sei gleich auf das öffentlich-rechtliche System hingewiesen. Trotz aller Unkenrufe wird hierdurch der Zugang zu hochwertigem Journalismus für Jeden sichergestellt. Menschen, die sich diesen nicht leisten können, sind vom Rundfunkbeitrag befreit und haben dennoch die Möglichkeit, das vielfältige Angebot zur Meinungsbildung zu nutzen (auch die Meinung, die öffentlich rechtlichen Medien würden ausschließlich einseitig berichten, darf da natürlich das Ergebnis sein…Yey!) Diese Lösung wird durch den Telemedienauftrag insofern eingeschränkt, als dass er die öffentlich-rechtlichen Angebote im Internet auf audiovisuelle Inhalte konzentriert.

Nur guter Journalismus ist guter Journalismus – auch für Unternehmen

Für die Unternehmenskommunikation ist es irrelevant, wer wie viel Geld auf welchem Weg mit dem Print- oder digitalen Artikel, dem Radiobeitrag oder einer Sendung verdient, in dem der Kunde genannt wird. Vielmehr müssen Thema und Zielgruppe des Mediums passen, um auf die Ziele des Unternehmens einzuzahlen. Für die Unternehmen steht daher die Qualität des Journalismus im Mittelpunkt. Wenn die Nachrichten eines Unternehmens ohne Einordnung einfach veröffentlicht werden, hat dies für die Unternehmen keinen Wert – denn dadurch ist die Glaubwürdigkeit bei den Zielgruppen fraglich. Ein Punkt, an dem nicht nur der klassische Journalismus einen unerlässlichen Mehrwert bietet, sondern auch die viel besprochenen Influencer, sofern sie ihre Glaubwürdigkeit sinnvoll einsetzen. Die journalistische Einordnung gibt den Zielgruppen die Sicherheit, dass Unternehmen nicht einfach das Blaue vom Himmel versprechen. Für den Wert der journalistischen Arbeit gelten dabei die gleichen Regeln wie für die Wertschätzung eines Unternehmens: Neben klassischen wirtschaftlichen Kennzahlen ist Reputation die Messgröße des Erfolgs.

Recent Posts

Leave a Comment

*

* Die Checkbox für die Zustimmung zur Speicherung ist nach DSGVO zwingend.

Ich stimme zu.

Kontakt

Euch gefällt diese Seite? Dann freuen wir uns immer über Lob, Kritik und Anregungen!

Not readable? Change text.