Digitalisierung gibt’s nicht zum Nulltarif
Eine Woche hat 168 Stunden, viele Manager arbeiten mindestens 40 hiervon. Grundsätzlich also genug Zeit, um sich dem Thema Digitalisierung anzunehmen. Trotzdem haben viele laut einer Studie des Digitalverbandes bitkom im Schnitt zwei wesentliche Ausreden, warum sie wenig fürs digitale Geschäft übrighaben: fehlende Zeit und fehlendes Geld. Eines übersehen sie jedoch bei ihrer (ach so ressourcenschonenden) Rechnung: Auf den ersten Blick ist das Sperren gegen die Digitalisierung bequem und kostenlos, doch letztendlich bezahlen Unternehmen einen hohen Preis dafür – nämlich in Form von weniger Wettbewerbsfähigkeit auf mittel- bis langfristige Sicht.
In digitales Geschäft zu investieren ist im Kern keine Frage des Zeitmanagements, sondern eine Frage des realitätsnahen Weitblicks: Das Geschäft von morgen ist zum großen Teil digital. Digitale Plattformen verändern schon heute ganze Branchen. Es geht also spitz gesagt um Existenzgefährdung. Dies sollten Unternehmen in ihre digitale Kalkulation – oder auch Schadensbilanz – einbeziehen. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, Rationalität in die Debatte um die Kosten der Digitalisierung zu bringen und diese nicht als Hürde zu sehen.
Zeit ist Geld – und eine Frage von Prioritäten
Zeit für fancy Power-Point-Präsentationen, für mehr oder minder sinnvolle Jour fixes oder Telefonkonferenzen, scheint in Unternehmen en masse vorhanden zu sein. Geld für aufregende collaboration spaces oder Feelgood-Manager ebenfalls. Wir wollen an dieser Stelle gar nicht bestreiten, dass diese Dinge nicht auch Teil eines erfolgreichen Geschäftsmodells sein können. Jedoch kommt die Frage auf, inwiefern „fehlende Zeit“ und „fehlendes Geld“ nicht auch auf fehlplatzierte Prioritäten zurückzuführen sind.
Ja, Zeit ist Geld. Und sich in die weite Welt der Digitalisierung einzuarbeiten, ist auch für Digital Natives bei zunehmender Komplexität nicht unbedingt ein Kinderspiel. Dennoch stoßen die Klagelieder der Manager ohne Zeit und Geld bei denjenigen auf taube Ohren, die Digitalisierung bereits als Chance erkannt haben (Spoiler alert: Dafür muss man kein Fuchs sein).
Digital Value – Digitalisierung als Chance
Wenn man Digitalbloggern oder Kommunikationsberatern gegenüber skeptisch ist, dann überzeugt vielleicht die aktuelle Studie „Digital Value 2018“. Diese zeigt: Durch den Einsatz digitaler Technologien können Unternehmen Kosten senken und Produktivität steigern. Von Wertschöpfung wollen wir jetzt nicht anfangen – no worries. Aber festzuhalten ist, dass es sich durchaus lohnt, die Potenziale des digitalen Wandels zu nutzen. Oder zumindest mit ihnen zu experimentieren; es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Und wem das als Motivation noch nicht reicht, für den schwingen wir gern noch die Moralkeule: „Niemand, der Verantwortung für ein Unternehmen trägt, darf ernsthaft sagen: Wir haben kein Geld und keine Zeit für die Zukunft“, so Achim Berg vom bitkom. Das nötige Know-how wäre durchaus vorhanden – bei Google & Co sind Informationen über digitale Lösungen und Technologien für jeden kostenlos zugänglich. Hach, wie toll!
Die Hiobsbotschaft für die beliebtesten Ausreden
Kostenfreie, digitale Möglichkeiten sind also da. Dennoch braucht erfolgreiche Digitalisierung Ressourcen. Und das darf sie auch. Weil gute Arbeit schon immer gutes Geld gekostet hat und ihren Preis auch wert ist. Denn Geiz ist nicht so geil ist, wie wir lange glauben sollten. Digitale Kommunikation muss zwar kein Geld kosten: Onlinekommunikation funktioniert unter anderem über freie Tweets und Templates. Und trotzdem ist es empfehlenswert, Geld in die Hand zu nehmen, um Tools zielsicher anwenden zu können und in der Lage zu sein, Kommunikationsmaßnahmen auch digital umzusetzen – auf Augenhöhe mit heutigen Standards.
„Sparen“ Unternehmen sich heute das Geld für Digitalisierung, so werden sie morgen teuer dafür bezahlen. (erhobener Zeigefinger-Emoji, #dasgeschäftmitderangst)