Schöne digitale Welt – auch für unsere Kinder?

 In Mein Senf dazu...

Eine Debatte, die die Gemüter immer wieder erhitzt – aber auch mittlerweile gerne geführt wird: die Nutzung digitaler Medien im Beisein unserer Kinder oder aber sogar durch unsere Kinder. Selbst die Kleinsten wissen bereits ganz genau, mit welchem Knopf der Fernseher zu bedienen ist, und ganz intuitiv, wie man auf dem Smartphone zum nächsten Foto gelangt. Für die einen eine grauenhafte Entwicklung, für die Anderen nötige Konsequenz unseres Alltags.

An dieser Stelle aber einmal kurz innegehalten! Denn worüber sprechen wir hier genau? Ohne Frage lässt sich dieses Thema auf vielen Ebenen diskutieren. Es ist nämlich völlig richtig zu hinterfragen, wie viel Medienkonsum und -nutzung für unsere Kinder gesund und zuträglich ist. Auf der anderen Seite, ist womöglich ein maßvoller und sinnvoller Umgang auch schon in jungen Jahren genau richtig? Aber ab wann? Wieviel? Und was? Denn ohne digitale Medien ist unsere Welt nicht mehr vorstellbar. Hinzu kommt: Die Kleinen sind einfach viel zu schlau. Einmal gesehen, wissen sie wie der Hase läuft.

 

Digitale Medien bestimmen unseren Alltag

Smartphone, Tablet, Computer – alles Gegenstände, die zu unserem Alltag dazu gehören. Tagtäglich benutzen wir sie, knipsen Bilder von den Lütten, sitzen womöglich im Home Office oder lesen über ein digitales Medium die Nachrichten. Die Bedienung eines Smartphones beispielsweise ist für die Kleinen also genau so logisch wie das Öffnen einer Kühlschranktür. Da machen sie keinen Unterschied. Es ist natürlich etwas anderes, sein Kind stundenlang vor dem Fernseher oder mit dem Tablet in der Hand auf der Couch abzustellen. Hiervon ist mit Sicherheit abzuraten – keine Frage.

 

Studien geben zu Bedenken

Aber schauen wir mal auf die Studien. Die BLIKK Studie 2017 des Instituts für Medizinökonomie, der Medizinischen Versorgungsforschung und des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte z. B. zeichnet uns ein eher düsteres Bild. In dieser Auswertung wurden deutschlandweit etwa 5500 Eltern und deren Kinder bis 13 Jahren zum Umgang mit digitalen Medien befragt. Gleichzeitig wurde die Entwicklung der Kinder dokumentiert – etwa in den Bereichen Intelligenz, Kompetenz und Kommunikation.

Die Ergebnisse geben zu denken. Nach deren Aussage gebe es bereits einen Zusammenhang zwischen Bindungsstörungen von Säuglingen und ihren Müttern, wenn diese nebenbei regelmäßig digitale Medien konsumierten. Des Weiteren benutzten bereits ca. 70 Prozent der teilnehmenden Kinder im Kita-Alter das Smartphone mehr als eine halbe Stunde täglich. Hiermit im Zusammenhang gebracht wurden Folgen wie etwa Sprachentwicklungsstörungen und motorische Hyperaktivität bei Kindern bis zum 6. Lebensjahr. Diese seien vermutlich auf eine intensive Mediennutzung zurückzuführen. Eine weitere Schlussfolgerung dieser und anderer Ergebnisse war jedoch auch: Kinder müssten früh eine gewisse Medienkompetenz erlernen! Andernfalls wäre die Gefahr groß, dass sie später Probleme im maßvollen Umgang mit digitalen Medien entwickeln könnten.

 

Medienkonsum will gelernt sein

Somit ist eine frühe Kontaktaufnahme wiederum sinnvoll – sofern diese kontrolliert stattfindet. Hierbei geht es im Wesentlichen darum, den Kindern den Nutzen aufzuzeigen, zu gegebenem Zeitpunkt auf Gefahren hinzuweisen, ohne unnötige Ängste vor zu programmieren, und dies dem Alter angemessen zu tun. Hierzu gehören auch entsprechende zeitliche Vorgaben. Kindern das Fernsehen vollständig zu verbieten ist genauso sinnlos, wie das Vorenthalten von Süßigkeiten. Die Konsequenz ist doch meist: Konsumiert wird heimlich – und dies in unüberschaubaren Mengen.

 

Heute ist alles anders

Doch die mittlerweile stark heterogene Mediennutzung macht es für die Eltern nahezu unüberschaubar. „Es gibt keine einfachen Antworten mehr“, so die Medienpsychologin Dr. Astrid Carolus. Früher ging es um die Frage: Fernsehen ja oder nein. Heute geht es um viel mehr. Fest steht: Die Eltern haben einen Betreuungs- und Erziehungsauftrag. Es ist unabdingbar, dass man sich dieser Tatsache bewusst ist. Am Ende ist es eben doch wichtig zu wissen, was, wann und wie konsumiert wird. Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen z.B. In-App-Käufe beispielsweise bei Facebook, Kinder und Jugendliche zu Geldausgabe für virtuelle Gegenstände verführen, bei denen den Käufern noch nicht einmal bewusst ist, dass reales Geld der Eltern verwendet wird. Dass dies überhaupt möglich ist, ist oft noch nicht einmal den Eltern bekannt. Die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt verschieben sich beim Thema digitaler Mediennutzung gerne auch in beide Richtungen.

Unsere Kinder wachsen in eine völlig andere Welt hinein, als wir sie in unseren Kinderschuhen kennengelernt haben. Die Welt tickt global und birgt damit viele faszinierende Möglichkeiten, die noch immer nicht vollkommen ausgeschöpft sind. Und gerade die nachwachsenden Generationen begreifen sie anders – denn vieles was wir erlernen mussten, erfassen sie völlig intuitiv. Hier ist es an uns, den Weg vorzugeben.

Die Mischung macht‘s: Analog und digital. Spielplatz, Wald und frische Luft… Das Smartphone haben wir alle dann mittlerweile doch immer dabei…. Vielleicht sollten wir als Eltern zuallererst unser eigenes Medienverhalten hinterfragen. Pauschale Antworten gibt es eben keine. Aber eine Richtung.

 

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